Reformation ist ein Medienthema, das im Jubiläumsjahr ganz unterschiedlich gespielt wird. Bisweilen wörtlich, wie im Lernspiel Martin Luther auf der Spur. Die beiden Juniordetektive Klara und Simon konfroniert es mit den Zeitgenossen des 16. Jahrhunderts. Die Teenager reisen in die Vergangenheit, wo sie Gegenstände für die Reformations-Ausstellung in ihrem Jahrhundert sammeln und deuten müssen. Nebenbei gilt es herauszufinden, wo eigentlich Professor Sterner steckt, der die Ausstellung verantwortet. Und wer die Gestalt in der schwarzen Kutte ist, die sich an die Fersen der Detektive heftet. Johannes Ress ist es schonmal nicht. Er hat keinen Grund, verdeckt zu arbeiten. Sein Part beim Reformationsspiel hat dem 30-jährigen Coburger sogar manches offenbart.
Ich bin leidenschaftlicher Spieler und Sammler von alten Videospielen. Als Kind wollte ich Erfinder werden und haben diesen Berufswunsch bis zu meinem Physikdiplom verfolgt. Während des Studiums habe ich aber meine Leidenschaft für Programmieren entdeckt, was ein sehr kreativer Schaffensprozess sein kann, und wurde Softwareentwickler. Videospiele sind für mich die umfassendste Form der Unterhaltung und Bildung, deshalb wollte ich den Fokus bestmöglich in diese Richtung treiben.
Das Spiel über Martin Luther war eine Auftragsarbeit des Comenius Instituts, woraufhin meine Kollegen und ich die Geschichte und den Spielablauf geschrieben und dann abgestimmt haben. Meine Hauptaufgabe war es, das Spiel zu programmieren. Das historische Material für ein modernes Medium aufzuarbeiten, fand ich recht dankbar, man orientiert sich an den Fakten, hat aber gleichzeitig genug künstlerische Freiheit, um den trockenen Inhalt mit Leben zu füllen. Ohne Spaß spielt am Ende niemand.
Die Reformatoren sahen, dass etwas falsch lief in ihrer Gesellschaft. Dass der damalige Kirchenapparat zur seiner persönlichen Bereicherung die Menschen verängstigte ausnutzte und erpresst hat. Nichts davon sahen sie in der Bibel legitimiert.
Persönlich finde ich, dass sich unsere Gesellschaft heute mehr denn je an der Haltung Luthers orientieren kann, es war im Kontext der Zeit eine große intellektuelle Leistung, die Dogmen der katholischen Kirche kritisch zu hinterfragen. Martin Luther hatte Mut, seinen eigenen Verstand zu gebrauchen. Einen vergleichbaren Mut müssen wir aufbringen in Zeiten von rassistischen Tendenzen, Fake News und „alternativen Fakten“.
Ich bin evangelisch getauft und konfirmiert, vor wenigen Jahren aber aus der Kirche ausgetreten. Ich bin fast von Geburt an bei den Pfadfindern aktiv und habe mich schon immer viel mit verschiedenen Religionen und ihren Grundlagen beschäftigt. Im Kern bin ich aber Wissenschaftler und voll und ganz überzeugter Atheist. Ich lehne das Grundkonzept des Glaubens ab, habe aber großes Interesse an der gesellschaftlichen und historischen Bedeutung der Kirche.
Schauen wir uns doch heute um, registrieren, was bei uns schief läuft, und dann hinterlassen wir die Welt ein bisschen besser, als wir sie vorgefunden haben. Das klingt vielleicht arg pathetisch, aber ich bin der Meinung, wir sind alle verpflichtet, im ständigen Prozess des Hinterfragens unsere Gesellschaft mit all ihren Institutionen und unser eigenes Leben zu reformieren. Nur so können wir nach bestem Wissen und Gewissen richtige Entscheidungen treffen und uns als Gesellschaft dieser Welt voranbringen.
Der Download des Spiels ist kostenlos über http://www.schulprojekte-reformation.de.
Foto: Privat