Mitsprache ist (R)recht

Mein Name ist Naima Patrizia Elmfarej, ich bin 21 Jahre alt und komme aus Italien. Ich bin in Pompeji geboren, lebe aber schon lange mit meinen Eltern in Freiburg. Ich habe hier Abi gemacht und studiere jetzt internationale BWL. Ich kann sagen, dass Freiburg meine zweite Heimat ist. Mit meinen Eltern spreche ich Italienisch.

Die Kommunalwahl in Baden-Württemberg voriges Jahr war meine erste Wahl. Als EU-Bürgerin darf ich bei Kommunalwahlen mitwählen – aber nicht bei den Bundestagswahlen. Das ist schade. Denn Wahlen sind für jeden Menschen die Chance, ein mitbestimmender Teil des Staats zu sein; ein Teil der Demokratie. Die Wahlen sind definitiv ein Thema in meinem Freundeskreis. Ich persönlich würde direkt abstimmen, nicht per Briefwahl.

„Ich fühle mich als junger Mensch in Deutschland noch nicht genug wahrgenommen. Ich finde, dass die Politik allgemein nicht genug auf die Wünsche und die Meinung meiner Generation eingeht. Es ist von absoluter Bedeutung, junge Menschen zu berücksichtigen, sie stellen die Zukunft dar. Und die Anzahl derer, die sich für Politik interessieren und engagiert sind, ist über die Jahre gestiegen.“

Jeder sollte seine Rechte als Bürger wahrnehmen und sich für sie einsetzen. Deshalb engagiere ich mich. Ich unterstütze die Organisation Wahlkreis 100 Prozent, die dafür eintritt, dass Nicht-EU-Bürger gleichberechtigt wählen dürfen, sobald sie volljährig sind. Ich finde das wichtig. Andernfalls wird sich die Situation für Nicht-EU-Bürger in Deutschland nie ändern.

„Es gibt Menschen, die seit Jahren in Freiburg wohnen und sich trotzdem noch nicht als ein Teil der Gesellschaft empfinden, weil sie keine Chance kriegen, politisch etwas bewirken zu können. Einer davon ist mein Vater.“

Für mich ist es schwer nachvollziehbar, dass mein Vater, der seit über 20 Jahren hier wohnt, kein Wahlrecht hat, ich aber, seitdem ich volljährig bin zumindest bei Kommunalwahlen  meine Stimme abgeben darf. Weil ich durch meine italienische Mutter einen EU-Pass habe. Mein Vater kann das auch nicht nachvollziehen. Er ist Marokkaner und hat entsprechend einen marokkanischen Pass. Er arbeitet hier, er interessiert sich für Politik und ist der Meinung, dass er von den Entscheidungen, die in Freiburg getroffen werden, genauso betroffen ist wie alle anderen. Das stimmt doch auch.

„Meine Vision ist die einer Welt ohne Barrieren, dass wir eines Tages alle Weltbürger sind. Das wünsche ich mir, dass wir uns überall zuhause fühlen können und akzeptiert sind.“

Reisen ist meine Leidenschaft. Ich liebe es, neue Kulturen kennenzulernen und die Welt zu entdecken. Ich möchte in Zukunft einen Job haben, den ich liebe und der mir die Möglichkeit bietet, mit Menschen unterschiedlicher Kulturen in Kontakt zu kommen.

Bei den Bundestagswahlen dürfen alle deutschen Staatsbürger*innen ihre Stimme abgeben, die 18 Jahre oder älter sind, und die seit mindestens drei Monaten ihren Wohnsitz in Deutschland haben. Ausländer dürfen bei den Bundestagswahlen nicht abstimmen. EU-Bürger dürfen bei Kommunalwahlen mitwählen. Bei den Bundestagswahlen 2017 sind laut Bundeswahlleiter 61,5 Millionen Menschen wahlberechtigt, davon 7,8 Millionen in Baden-Württemberg.

Fotos: Privat / flickr (2)

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