Wählen ist einfach, wenn man 18 Jahre alt ist und die deutsche Staatsangehörigkeit hat. Demokratie verstehen, ist komplizierter. Die Politik wimmelt vor Fremdwörtern und Politiker machen sich viel zu selten die Mühe, ihre Entscheidungen verständlich zu erklären. Aber es gibt Journalisten, die einspringen. Der Berliner Florian Mundt, besser bekannt als LeFloid, ist kein Journalist sondern ein profilierter YouTuber, aber sein Job dem des Journalisten vergleichbar. Auf seinem YouTube-Kanal lädt er Videos hoch, kommentiert Politik und setzt sich mit Ereignissen – wie den anstehenden Wahlen – auseinander. Damit die Community im Anschluss dranbleibt, immerhin drei Millionen Fans folgen Flos alias LeFloids Videoblog, hat sich der 29-Jähirg an ein neues Medium gewagt – und ein Buch geschrieben, das erklärt, wie Demokratie „geht“. Im Interview verrät er, welches politische Amt ihm gefallen könnte.
Am 24. September sind Bundestagswahlen in Deutschland! Mit 29 Jahren hast Du im Wählen schon Übung, aber erinnerst Du Dich noch an Deine erste Wahl?
LeFloid: Klar, daran erinnere ich mich noch sehr gut. Immerhin war es einer der wichtigsten Tage in meinem Leben, weil ich zum ersten Mal direkter Teil von Demokratie sein konnte und mir schon immer klar war, wie wichtig wählen ist. Das war also ein ebenso spannender wie interessanter Augenblick für mich, den auch keiner verpassen sollte, der das erste Mal wählen darf!
Ganz ohne Politikbezug: Wo hast Du sonst so gerne die Wahl?
LeFloid: Beim Essen und bei Videogames.
Politiker sind gut angezogen, förmlich und seriös. Sollten die das so beibehalten, um bei jungen Leuten zu punkten, oder sollten sie lockerer sein?
LeFloid: Ich denke, dass Politiker ihren Stil beibehalten sollten – klar ist es wichtig, dass sie gut bei jungen Leuten ankommen, aber das sollten sie ja durch ihre Ideen und Inhalte und nicht durch ihr Aussehen. Das ist sowieso echt extrem wichtig: Hört euch an, was Politiker sagen und was sie verändern wollen. Wie sie aussehen, ist eigentlich egal. Denn sie wollen ja eure Stimme und eure Unterstützung gewinnen und keinen Schönheitswettwerb und auch keinen Coolness-Contest.
Wenn Du statt des Kreuzchens auf dem Wahlzettel ein Symbol frei wählen könntest, das die Stimme anzeigt, welches wäre das?
LeFloid: Dann würde ich mich für das Peace-Zeichen entscheiden, damit jedem Wähler bei der Stimmabgabe nochmal klar wird, dass Krieg niemals die Lösung für Konflikte sein kann.
Gibt es ein politisches Amt, das Du Dir vorstellen kannst, zu machen?
LeFloid: Ich hab viel zu viel Spaß bei dem, was ich gerade mache, als dass ich mir jemals einen anderen Job vorstellen könnte. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann wäre Digitalminister wohl das politische Amt, das ich gern machen würde – und dass dann auch erst noch geschaffen werden muss. Ich finde, dass Deutschland bei der Digitalisierung noch viel zu weit hinterherhinkt und sich da noch extrem viel tun muss, damit wir nicht den Anschluss verlieren.
Jugendliche sind den Erwachsenen häufig zu unpolitisch. Man kann doch aber auch politisch interessiert sein, ohne zu meckern. Wie machen wir das den Erwachsenen klar?
LeFloid: Das machen wir den Erwachsenen so klar, wie es auch in der Politik laufen sollte: Durch ruhige und sachliche Gespräche, in denen man seinen eigenen Standpunkt klar macht. Gleichzeitig sollte man aber auch darauf achten, dass man den Standpunkt der anderen auch versteht. Fast alle Konflikte beruhen auf Missverständnissen und wenn man diese Missverständnisse klären kann, dann verstehen sich alle besser miteinander. Und dann verstehen auch unsere Eltern, warum wir politisch interessiert sein können, ohne zu protestieren und ohne zu demonstrieren. Denn wir machen ja unseren Mund auf, wenn uns etwas nicht passt – aber wir wollen eben nicht bloß Krawall, sondern viel lieber eine Lösung.
Warst Du als Jugendlicher gesellschaftlich engagiert? Warum lohnt es sich Deiner Meinung nach, sich für die Gemeinschaft zu engagieren?
LeFloid: Als Jugendlicher habe ich mich in meinem Umfeld engagiert, weil ich ein großer Fan davon bin, dass es den Menschen in meiner unmittelbaren Umgebung gut geht. Momentan engagiere ich mich, dass möglichst viele Menschen wählen gehen und mit unseren Aktionen wie „Loot für die Welt“ sammel ich gemeinsam mit befreundeten YouTubern Spenden für gemeinnützige Aktionen. Darüber bin ich sehr froh, dass wir gemeinsam so viel erreichen können – deshalb ist Gemeinschaft wichtig, weil beispielsweise „Loot für die Welt“ sonst gar nicht möglich wäre. Ohne Gemeinschaft wären wir einsam, ängstlich und hätten niemanden, der sich um uns kümmert, wenn wir krank oder schlecht drauf sind.
Du hast ein Buch über Demokratie gemacht, fiel Dir das leichter oder schwerer als vloggen?
LeFloid: Obwohl sich meine Vlogs auch häufig um politische Themen drehen, fiel mir das Schreiben schon schwerer, hat aber auch extrem viel Spaß gemacht. Mein Gedanke dahinter war ja, jede Menge Politikwissen leicht verständlich aufzubereiten und auch zu hinterfragen. Sonst bleibt nichts hängen und mir ist es wirklich wichtig, dass alle jungen Menschen ihr Wahlrecht nutzen und wissen, wie Demokratie geht.
Du bist als Vlogger sehr angesagt. Wie vernetzt meinst Du, bist Du in 30 Jahren?
LeFloid: Ich hoffe natürlich, dass ich dann noch vernetzter bin und ich endlich Videogames mit meinen Gedanken steuern kann.
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LeFloids Buch: „Wie geht eigentlich Demokratie?” ist im S.Fischer-Verlag erschienen (272 Seiten, broschiert) und kostet 12 Euro, als E-Book 9,99 Euro.
Fotos: Boris Lehfeld / flickr (2)