Der Erfolg hängt von der Besetzung ab. Mal gelingt es dem jungen Schriftsteller Wicktor Wahn, den Intendanten von der Qualität seiner Produktion zu überzeugen. Mal lässt das Theater ihn auflaufen und er muss Alternativen bieten. Vor allem dann, wenn der Intendant eine Intendantin ist und Rosamunde Refo heißt. „Jede Rolle im Stück haben wir doppelt besetzt, um möglichst viele Aufführungen hinzukriegen“, sagt Elias Renz. Deshalb gibt es den Intendanten auch als Intendantin. Elias spielt Wicktor Wahn im Bühnenkrimi „Highway to hell“, einer munteren, modernen Version der Reformation als Anleitung, der Apokalypse den Schrecken zu nehmen. Seine Rolle ist berechtigt: Am Stück mitgeschrieben hat Elias nämlich auch.
„Highway to hell“, Autobahn in die Hölle, heißt ein Album der Hardrockband AC/DC. Den Soundtrack zum Stück liefert es zwar nicht, „aber der Name passte“, sagt Elias. 30 junge Darsteller sind beteiligt, alle kommen von der evangelischen Bezirksjugend Lahr (Baden-Württemberg). Mit 16 Jahren ist Elias Renz einer der jüngsten, die mitmachen. Schwierigkeiten bereitet ihm das Thema Weltuntergang nicht, die Proben seien trotz des ernsten Themas lustig, versichert er. Mit Humor gegen die Angst, für Elias ist das auch ein Ausdruck von Widerstand, „sich nicht kleinkriegen zu lassen. Wer Ängste schürt, will andere Menschen beeinflußen. Dagegen sollte man sich wehren!“ An dieser Stelle fällt der Name Martin Luthers. „Der hat’s getan.“

Das Stück spielt in der Gegenwart. Gleichwohl geht es, wie vor 500 Jahren, um Macht, Glaubwürdigkeit – und Geld. Ein Diebstahl ereignet sich, die Schuldfrage steigert sich bedrohlich. Das Publikum rätselt mit. Je nach Inszenierung wird der Fall gelöst. Elias sagt:
„Es gibt mehr als einen Weg, sein Leben zu gestalten. Das war auch das Thema der Reformation, und ihr Erfolg, dass sie einen Plan B zum Weltuntergang bot. So kann man ihre Botschaft bis heute auffassen: Nicht am Alten kleben, sondern Veränderung zulassen.“
Elias erinnert sich, wie er das historische Ereignis Reformation und was sich dadurch gesellschaftlich änderte, im Schulunterricht erlebt hat: „Wahnsinnig interessiert hat’s mich nicht.“ Inzwischen ist er überzeugt, „dass es auf die Relevanz zu dem ankommt, was ein Mensch erlebt. Deshalb spielen wir ein modernes Stück, einen Krimi, damit die Leute mitdenken. Wer mitdenkt, ist aufmerksam.“ Nach der Uraufführung am 29. und 30. April 2017, von denen ein Termin im Gewächshaus einer Gärtnerei stattfindet, wird die Produktion touren.
Dass ihn die Proben Freizeit kosten, stört Elias Renz nicht. Das ist ihm sein Engagement wert:
„Ist doch schön, wenn man gebraucht wird. Gerade dadurch lassen sich auch Jugendliche in der Gemeinde halten. Indem sie angesprochen sind und mitgestalten können. Ich verstehe wirklich nicht, warum so viele Gemeinden den Fokus auf die Seniorenarbeit legen. Als seien die Jungen weniger wichtig. Klar, dass sie dann weggehen.“
Elias klingt nicht so, als habe er das vor.
Fotos: Anna Lohf / Flickr (1)