Chorsänger, auf die Probe gestellt

Nimmt man Reformation beim Wort, verheißt das Veränderung. Einer solchen haben sich Louise, Felix, Sarah und Sebastian unterzogen. Ihr Projektchor war bis vor ein paar Monaten gar keiner. Speziell für 2017 fanden sich die vier und eine Reihe weiterer Sängerinnen und Sänger in Jena zusammen, um während des Kirchentags auf dem Weg ein Konzert zu geben. Mit der Musik waren sie schon vertraut, mit dem Reformationsjubiläum noch nicht. Den Mensch-Martin-Selbsttest haben die vier unerschrocken absolviert, denn „obwohl ich keine geistliche Beziehung zum Thema habe, fand ich es interessant, mich mit Luthers Wirken zu beschäftigten“, sieht es Felix. Praktisch setzt er sich sogar mehr mit reformatorischen Werten auseinander, als er ahnt: Als Ehrenamtler hält er das Schülercafé seines Gymnasiums offen.

Louise Reichardt und Felix Scheibe sind mit 17 und 16 Jahren eine Generation jünger als Sarah Kreuz und Sebastian Matte. Die Sichtweise der beiden Jenaer Schüler bestimmt ein anderer Tagesablauf als der von Sarah (27) und Sebastian (28), sie Sozialarbeiterin für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, er Student der Laser- und Optotechnologie. Louise und Felix haben sich gegenseitig befragt und die Antworten notiert. Sarah und Sebastian melden sich hier auf andere Art zu „Wort“: Sie stellen ihre Antworten als Fotos nach.

[Felix fragt] Was ist die Reformation heute noch wert?

Die evangelische Kirche hat aus meiner Sicht folgende Vorteile: Sie ist nicht so streng, es gibt kein Zölibat und das Pfarramt ist auch für Frauen möglich. [Louise antwortet, und fragt ihrerseits:]

Wie würdest Du Reformation übersetzen, damit das Wort nicht nur das historische Ereignis meint?

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[Felix] Reformation bezeichnet den Umbruch in einer wichtigen Instanz, die bei der  Bevölkerung an Vertrauen verloren hat.

Gibt es Entwicklungen in unserer Gesellschaft und weltweit, die der Reformation vergleichbar sind?

Aus meiner Sicht ist mit der Reformation die Wende in der DDR und im gesamten Ostblock vergleichbar. Ob das aber in 500 Jahren noch so eine Bedeutung hat wie die Reformation nach 500 Jahren, weiß ich nicht. [Louise]

Was meinst du, was könnte bei uns eine Reform vertragen?

Sebastian und Sarah: Ändere dich und du änderst die Welt!

[Felix]: Unser Steuersystem.

Ohne die Reformation würde es wichtige Grundrechte nicht geben: Meinungsfreiheit, das Recht auf Bildung, Gleichberechtigung, Toleranz, Menschenwürde. Welcher ist für dich der wichtigste Wert?

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Die Menschenwürde. Sie wird aber gefährdet durch Intoleranz und durch einseitige Meinungsbildung. [Louise]

Wie siehst du das?

[Felix]: Mir ist Gleichberechtigung am wichtigsten, das ist die Grundvoraussetzung für ein friedliches Zusammenleben. Sobald sich Menschen ungerecht behandelt, fühlen, führt diese Unzufriedenheit zu Intoleranz.

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Medienkompetenz ist auch eine wichtige Eigenschaft. War Luther medienkompetent?

Ja, in seinem historischen Umfeld war er medienkompetent, da sich seine Ideen herumgesprochen haben. [Louise]

Martin Luther setzte voraus, dass Glaube eine Angelegenheit zwischen Gott und dem Menschen war und eine Mittlerinstitution wie die Kirche nicht brauchte. Die Kirchen verlieren Mitglieder. Was schlägst du vor sollte sich ändern, dass Kirche wieder attraktiver wird?

Sarah und Sebastian: Anstöße geben.

[Felix] Kirche muss moderner werden und auf die Menschen zugehen. Gemeinden sollten sich öffnen und unsichtbare Mauern abbauen: Warum sollten Protestanten und Katholiken keine gemeinsamen Gottesdienste feiern? Ich finde die Ökumene gut.

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Fotos: Privat

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