15 junge Leute nehmen Kurs auf Europa in einem himmelblauen … 30-Tonner. Von wegen romantischer Road Trip, ein Truck mit Aufleger ist ein schwer manövrierbares Gefährt, das mit Augenmaß gesteuert sein will. Und geparkt. Ein erfahrener Fahrer kümmert sich darum. Kevin und Jannis sind froh, den Lkw nicht lenken zu müssen. Sie fahren im Kleinbus hinterher und steigen erst ein, wenn der Stationentruck hält.
Ihr Bundesfreiwilligendienst (BFD) wird ein Abenteuer. Kevin Beier und Jannis Goik gehören zum Team des Projekts Europäischer Stationenweg. Bis Mai 2017 begleiten sie das himmelblaue XL-Reformationsmobil, reisen von Neuchâtel in der Schweiz über Prag und Wien bis nach Bergen in Norwegen, aber auch ins schwäbische Crailsheim oder nach Wuppertal. Jede zweiwöchige Touretappe wechselt sich mit einer zweiwöchigen Pause ab. Während dieser Zeit werden Kevin, Jannis und ihr dritter BFD-Kollege, Lukas Renau, von einem anderen Team vertreten. Insgesamt vier Teams besuchen 69 Stationen in 19 Ländern und werben für das Ereignis Reformationsjubiläum. Jannis sagt:
„Reformation ist etwas Auffrischendes. Mir gefällt, das Thema gegen den Strich zu bürsten. Zu Hause sind mir die Reformations-Gottesdienste deshalb im Gedächtnis geblieben, weil sie schräg und abgefahren waren.“
Zu Hause ist Jannis in Kiel. 2016 hat er Abitur gemacht und überlegte, vor der Ausbildung zum Tischler „ein Jahr lang was im Raum Europa zu machen. Einen Freiwilligendienst.“ Der Pastor seiner Gemeinde, ergänzt der 19-Jährige, habe ihn auf das Reformationsjahr gestoßen. „Dass 2017 ein Jubiläum ist, daran hatte ich gar nicht gedacht. Erst recht nicht daran, dass sich Europa damit verbinden lässt!“

Auch Kevin erhielt den Tipp, seine BFD-Bewerbung zum Reformationsjubiläum abzuschicken, aus der Gemeinde. „Mein Jugendreferent schickte mir ein Foto mit Werbung für das Projekt als Whats App.“ Mittlerweile hat der 20-Jährige ein neues Handy und das Foto gelöscht, dafür erlebt er das Motiv nun leibhaftig; Europas Stationen der Reformation. „Ich dachte, warum nicht, das klang nach Abwechslung“, erinnert sich Kevin, der zuvor seine Ausbildung zum Steuerfachangestellten abgeschlossen hatte. Für ihn verband sich Reformation vor allem mit Gemeinschaft:
„Ohne Gemeinschaft entfaltet 2017 nicht die Wirkung, die es soll. Es ist ein Prozess, der noch nicht absehbar ist, das finde ich spannend.“
Ihr Team empfinden die Jungs gleichermaßen als Gemeinschaft, die sich entwickelt: Nordlicht Jannis, der Hesse – Kevin stammt aus Fulda – und der Franke; Lukas ist Erlanger. Stationenweg ist, was man daraus macht.
Während der ersten Etappe reisen die Jungs als Teil der größeren Lkw-Besatzung mit Fahrer, Techniker und Tourmanager. Nach und nach werden sie mehr Verantwortung übernehmen, das Video-Audio-System des Stationentrucks nicht nur bedienen sondern reparieren können, falls es mal zickt. Hauptsächlich informieren sie aber die Menschen vor Ort zum „Ereignis 2017“, berichten von Begegnungen, und fragen nach, „wie Kirche und Gesellschaft in Zukunft zusammengehen sollen, um unserer Altersgruppe was zu bieten“. Kevin findet:
„Es muss sich was tun. Das ist die Chance, Geschichten vom Wandel aus ganz Europa zusammenzukriegen. Und Reformation steht für Wandel.“
Auf die Skandinavien-Tour sind sie besonders gespannt, sagen die beiden BFDler übereinstimmend. Ihre Quartiere unterwegs werden Hostels sein oder Gastfamilien. Was der Weg hergibt. Und wer darauf abfährt.